VON NICO GRÜNKE*
Der UHC Weißenfels setzt sich mit einem Heimsieg gegen Hamburg vor 700 Zuschauern im fünften und entscheidenden Finalspiel erneut die Krone auf und wird zum 16. Mal deutscher Floorball-Meister.
Die Umarmungen mussten etwas weniger intensiv ausfallen. „Da habe ich schon noch etwas gemerkt“, verriet Tim Böttcher. Der Kapitän vom UHC Weißenfels war im allerletzten Playoff-Duell um die deutsche Meisterschaft kurz vor Schluss nach einem Zweikampf über die Spielfeldbegrenzung gestürzt. „Auf der rechten Seite haben die Rippen was abbekommen.“
Kurz darauf stand der UHC-Kapitän aber schon wieder auf dem Feld und half dabei, die komfortable Führung der Weißenfelser im Finale um die deutsche Meisterschaft souverän über Zeit zu bringen - mit 7:4 setzte sich der UHC vor mehr als 700 Fans in der Stadthalle gegen den ETV Hamburg durch. Für den UHC-Kapitän war es mit seinem Verein bereits der zwölfte Titelgewinn. „Das ist schon verrückt“, freute sich der 32-Jährige, der für den erneuten Erfolg vollen Körpereinsatz gezeigt hatte.
Trainer verlässt den UHC
Es war der dritte Sieg der Weißenfelser im fünften Playoff-Duell mit den Hanseaten. Damit machten die Titelverteidiger die Meisterschaft perfekt und der Jubel kannte keine Grenzen mehr.
Mittendrin vergaß Tim Böttcher ob des großen Erfolgs dann sogar seine Schmerzen. „Da sind dann schon ein paar Freudentränen geflossen. Das ist einfach so“, gab der 32-Jährige gern zu. Vor allem bei der Umarmung mit Meistermacher Ilkka Kittilä schwangen viele Emotionen mit - auch ein bisschen Wehmut. Der finnische Headcoach der Weißenfelser wird den UHC bekanntlich nach fünf Jahren verlassen. „Das war nochmal ein schöner Sieg“, betonte Böttcher.
Aber die Mission Titelverteidigung entwickelte sich für die Weißenfelser zu einem harten Stück Arbeit und für die Fans zu einem wahren Nervenkrimi. Nachdem der UHC eine Woche zuvor in Hamburg nach Spielen mit 2:1 in Führung ging, schien ob des Heimvorteils bereits eine Hand am Pokal zu sein.
Doch eine mögliche Meisterfeier nach dem vierten Duell am Samstag verhinderten die Gäste mit einem starken Schlussdrittel. Knapp zehn Minuten vor dem Ende stand es noch 4:4. Dann zog Hamburg noch davon und gewann schließlich mit 9:4 Toren. „Hamburg wollte es vielleicht etwas mehr an dem Tag“, konstatierte Tim Böttcher.
Doch unmittelbar nach der bitteren Niederlage spielte sich eine erstaunliche Szene ab: Die UHC-Spieler wirkten nicht niedergeschlagen. Im Gegenteil: Das Team baute sich gleich gegenseitig wieder auf. „Das war ein Signal an die Fans, aber auch in Richtung Hamburg, dass wir noch nicht geschlagen waren“, verriet der UHC-Kapitän später und ergänzte: „Ich habe vor dem fünften Spiel gut geschlafen.“
Das entscheidende fünfte Spiel schrieb dann eine schöne Geschichte aus der Sicht der Gastgeber: Im ersten Drittel brachte Max Blanke die Gastgeber mit zwei Treffern auf die Siegerstraße. Die Vorlage lieferte jeweils Jonas Hoffmann. Für beide Leistungsträger war es das letzte Spiel ihrer sportlichen Karriere. Max Blanke wurde als bester Weißenfelser der Partie ausgezeichnet.
Der ETV Hamburg hatte den Titelverteidigern auf dem Weg zur 16. Deutschen Meisterschaft alles abverlangt. „Hamburg hat eine wirklich gute Leistung gezeigt. Im entscheidenden Spiel hatten wir vielleicht ein paar Körner mehr", so Tim Böttcher. Es wirkte sich wohl positiv aus, dass Ilkka Kittilä schon in der Saisonvorbereitung größeren Wert auf den individuellen Fitnesszustand seiner Spieler gelegt hatte. Einen kleinen Nachteil hatte die Tatsache, dass für den Titelgewinn fünf Spiele nötig waren.
Siegesfeier geplant
Nicht am Samstag, sondern am Sonntagabend wurde gemeinsam im Geleitshaus und später in der finnisch-tschechischen Wohngemeinschaft der Floorballer gefeiert. Wer am nächsten Tag früh wieder raus musste, konnte nicht ganz so lange mitmachen. Auch Tim Böttcher war am Montag wieder auf Arbeit. „Wir treffen uns aber nochmal in Weißenfels, um in gemütlicher Runde gemeinsam den Titelgewinn zu feiern“, verriet der Weißenfelser Kapitän. Für die UHC-Herren hat die aktuelle Saison damit einen sehr erfolgreichen Abschluss gefunden.
„Wir werden jetzt noch unsere Damen mit Blick auf deren Final-Four-Turnier in Berlin unterstützen“, sagte Tim Böttcher, der sich am kommenden Wochenende gemeinsam mit der Nationalmannschaft im Rahmen eines kurzen Trainingslagers bereits wieder auf kommende Aufgaben vorbereiten wird.
*Nico Grünke ist freiberuflicher Journalist. Sein Beitrag erschien am 9. April 2024 in der Mitteldeutschen Zeitung Weißenfels