Von Nico Grünke
Von Akklimatisierung spricht Andrea Gerdes. Darum wird es für sie sowie für drei weitere Spielerinnen vom UHC Sparkasse Weißenfels in den kommenden Tagen gehen: Gemeinsam mit Carla Benndorf, Vanessa Weikum, Pauline Baumgarten machte sich Andrea Gerdes ( Foto v.l.n.r.) am vergangenen Montag auf zu einer besonderen Mission.
„Wir wollen wieder unter die besten acht Teams der Welt kommen“, verrät Gerdes das Ziel, welches der deutsche Floorballverband für die in wenigen Tagen beginnende Weltmeisterschaft der Floorball-Damen ausgegeben hat.
Anfang bis Mitte Dezember werden die Titelkämpfe stattfinden. Seit Mitte der 1990er Jahre gibt es regelmäßig Weltmeisterschaften. Aller zwei Jahre gehen die großen Championate über die Bühne. Zumeist waren Länder in Europa – nicht selten in Skandinavien - die Austragungsorte.
Doch die aktuelle WM ist zumindest geografisch gesehen eine Besonderheit. Es geht in eine ganz andere Richtung: „Wir spielen diesmal in Singapur“, erzählt Andrea Gerdes und ergänzt: „Dort ist man sieben Stunden voraus.“
Das ist ein Grund, warum die deutsche Auswahl schon etwas früher aufgebrochen ist – eben um sich anzupassen beziehungsweise zu akklimatisieren. Speziell ist auch das Klima vor Ort. Der von Deutschland rund 10.000 Kilometer entfernte Inselstaat liegt in Äquatornähe. Jahreszeiten, wie sie die Menschen in Europa gewohnt sind, gibt es daher nicht. Es herrscht ganzjährig eine Temperatur von um die 30 Grad Celsius. Außerdem ist die Luftfeuchtigkeit recht hoch. Auch daran müssen sich die Spielerinnen, die aus dem winterlichen Europa kommen, möglichst schnell gewöhnen.
Vier Spielerinnen vertreten den UHC Weißenfels bei den Floorball-Weltmeisterschaften in Singapur. Die erfahrenste unter ihnen begann einst in Halle mit dem Sport. Andrea Gerdes freut sich auf die Millionenmetropole. Für die erfahrene Weißenfelserin wird es die insgesamt vierte WM-Teilnahme sein. Wenn man ihre Karriere betrachtet, wirkt die Zahl eher gering. Schon in ganz jungen Jahren zählte Andrea Gerdes bereits zum Kader der deutschen Auswahl für eine WM. „Das war 2003.“ Damals wurde es mit der erhofften Teilnahme aber nichts, weil sie es nicht in den endgültigen Kader schaffte.
Einige Teilnahmen waren laut der Weißenfelserin auch wegen verschiedener Umstände nicht zustande gekommen, die mit einer Bewertung der sportlichen Leistung nichts zu tun hatten. Es gab der Weißenfelserin zufolge Querelen mit dem damaligen Bundestrainer. Beispielsweise musste sie 2015 zuschauen, als die WM in Finnland war – quasi die zweite Heimat von Andrea Gerdes. „Ich habe dort einige Jahre gespielt, unter anderem in der höchsten Liga.“ Deshalb war die Situation für die ehrgeizige Spielerin besonders bitter.
Später wechselte die Weißenfelserin in die Schweiz, spielte dort ebenfalls in den höchsten Ligen. Das Topniveau der Sportart kennt Andrea Gerdes, die sich auf verschiedenen Positionen wohl fühlt, also bestens – sicher ein Vorteil mit Blick auf die WM.
Begonnen hatte Andrea Gerdes, die aus Zscherben bei Halle stammt, weil sie durch die Schule mit der schnellen Sportart in Berührung kam. „Ich hätte mir auch vorstellen können, Radball zu spielen. Aber das gab es für Mädchen nicht“, verrät Andrea Gerdes.
Bruder Michael war da einst das große Vorbild. Er wurde 2009 Deutscher Meister als Radballer. Die ehrgeizige Schwester war als Floorballerin dann aber nicht minder erfolgreich. „Bei den Saalebibern in Halle habe ich einige Zeit auch im Männer-Team mitgespielt.“
Für die WM in Singapur fühlt sie sich gut gerüstet. Die 16 teilnehmenden WM-Teams werden in vier Gruppen eingeteilt. Die Top 8 Teams der letzten Weltmeisterschaft finden sich in den Gruppen A und B, während die übrigen qualifizierten Teams in den Gruppen C und D vertreten sind.
Weil Deutschland bei der letzten WM lediglich Rang neun erreichte – damals war übrigens keine UHC-Spielerin dabei – hat es das Team nicht in die ersten beiden Gruppen geschafft.
„Wir spielen in der Gruppe C gegen Australien, Frankreich und Singapur.“ Obwohl das Team des Gastgebers als kampfstark gilt, sollten die Aufgaben aber allesamt machbar sein.
Aufgrund der Einteilung wird es dann in der K.o.-Runde aber wohl relativ schwierig. „Aber auch da können wir weiterkommen“, ist sich Andrea Gerdes sicher. Mögliche Gegnerinnen sind die Teams aus Polen oder der Slowakei, die in Gruppe B auf Schweden und Tschechien treffen.
Am 2. Dezember werden die deutschen Spielerinnen ihre erste Partie bestreiten. Am Sonntag geht es gegen Australien und tags darauf gegen Frankreich. Am 5. Dezember wird das Duell gegen Gastgeber Singapur die Vorrunde abschließen.
Die Gruppenspiele
Hier der Spielplan für die deutsche Damenmannschaft (deutsche Zeit):
- Samstag, 2.12.23: Deutschland - Australien (5:30 Uhr)
- Sonntag, 3.12.23: Deutschland - Frankreich (6 Uhr)
- Dienstag, 5.12.23: Deutschland - Singapur (13 Uhr)
- update - Mittwoch, 6.12.23: Playoff - GER - POL (11 Uhr)
Im Livestream
Die Spiele können zu einen live über die IFF und zum anderen kostenfrei auf dem Twitch-Kanal “Spontent” (genauer Link folgt) verfolgt werden.