Zwei weitere große Momente gab es für die deutsche Herren-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Prag. Das Team mit den FVSA-Akteuren Tim Böttcher, Sascha Herlt, Matthias Siede, Philipp Weigelt (UHC Weißenfels), Max Blanke (Weißenfels/Davos) sowie Ramon Ibold (Red Devils Wernigerode) gewann am Mittwoch das Playoff-Match gegen Kanada mit 7:2 und zog damit ins Viertelfinale ein. Am Freitagabend (18 Uhr) geht es in der O2-Arena gegen Weltmeister Finnland.
Tim Böttcher überreichte dem deutschen Botschafter Christoph Israng einen signierten Wimpel sowie ein Nationaltrikot mit Unterschriften des Teams. (Text u. Fotos: Stefan Thomé/MST-media)
Botschafter ist Glücksbringer beim Lettland-Spiel
Den freien Donnerstag nutzte die Mannschaft, um der Einladung des deutschen Botschafters Christoph Israng zu folgen. Der Botschafter, selbst ehemaliger Hockeyspieler, hatte die ersten beiden WM-Spiele der deutschen im Livestream geschaut. Beim Erfolg im letzten Gruppenmatch gegen Lettland war er dann persönlich vor Ort. Anschließend besuchte er das Team in der Kabine und lud es in die Botschaft ein.
Der deutschen Botschafters Christoph Israng im Interview mit Floorball Deutschland
Nach einer kleinen Begrüßung und Führung durch die Botschaft, sah sich die deutsche Mannschaft eine eindrückliche Reportage über die Wendetage 1989 an, als tausende DDR-Bürger in mehreren Schüben auf dem Botschaftsgelände ihre Ausreise in die BRD erwirkten. Umso eindrücklicher, da sich das Ereignis nächstes Jahr zum 30. Mal jährt. Keiner der jetzigen Nationalspieler war damals schon geboren.
Auf dem Balkon, auf dem einst BRD-Außenminister Hans-Dietrich Genscher am 30. September 1989 die Ausreisegenehmigung für die damals rund 4000 Flüchtlinge aus der DDR bekannt gab, hörten die Spieler gespannt den Schilderungen der Botschaftsmitarbeiter zu.
Tim Böttcher und Philipp Weigelt auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag, wo einst Hans-Dietrich Genscher seine legendären Worte an die DDR-Flüchtlinge sprach.
Tag der Weißenfelser
Der vorherige WM-Mittwoch war ein Tag der Weißenfelser Spieler. Max Blanke sowie Philipp Weigelt schoßen gegen Kanada ihre ersten WM-Tore und Matthias Siede setzte mit dem 7:2 den Schlusspunkt. Es war sein viertes WM-Tor seit 2014.
Besonders wichtig war der Treffer von Max Blanke zum 1:1 im ersten Drittel. Die Kanadier hatten Deutschland kalt erwischt, erzielten nach nur 39 Sekunden den Führungstreffer. Blanke markierte sieben Minuten später den Ausgleich.
Max Blanke.
Den 2:1-Pausenstand erhöhte Philipp Weigelt im zweiten Drittel auf 3:1 (30. Minute). "Ich wollte endlich mal treffen. Dass mein erstes WM-Tor dann auch so wichtig war, freut mich natürlich", sagte der 23-jährige Stürmer. Bei dieser WM kam er bisher als linker Verteidiger zum Einsatz, zeigte aber immer wieder seinen Offensivdrang zum Tor. So auch beim 3:1, als er den Angriff über drei Pässe einleitete und erfolgreich mit einem Halbdistanzschuss abschloss.
"Kanada war ein guter Gegner für uns, wir haben endlich mit viel eigenem Ballbesitz das Spiel bestimmen können. Gegen Tschechien, die Schweiz und Lettland in der Vorrunde hatten wir viel ohne Ball verteidigen müssen", schilderte Weigelt. Max Blanke gab sich hingegen selbstkritisch: "Wir haben zu Beginn nicht voll fokussiert agiert, zu den nötigen 100 Prozent hat noch etwas gefehlt."
Philipp Weigelt freut sich mit Erik Schuschwary über sein erstes WM-Tor.
Außenseiter gegen Weltmeister Finnland
Was ist nun am Freitagabend gegen Finnland möglich. "Wir sind gegen den amtierenden Weltmeister natürlich Außenseiter", weiß Weigelt. Trotzdem gibt er sich optimistisch. "Wir wollen so lange wie möglich das Ergebnis knapp halten. Das wäre schon eine gute Leistung. Finnland ist uns mit seinen individuellen Fähigkeiten klar überlegen. Aber wir werden mit Kampf- sowie Teamgeist gegenhalten und vielleicht für eine kleine Überraschung sorgen."
Böse Buben: Im letzten Drittel landeten die Weißenfelser UHC-Spieler Sascha Herlt (links) und Matthias Siede kurz hintereinander auf der Strafbank. Siede markierte allerdings den 7:2-Endstand und hatte die Vorlage zum 6:2 geliefert.
Moralische Unterstützung erhielten die Jungs aus Sachsen-Anhalt dieses Mal auch aus Halle. Denn die Saalebiber des Zweitligisten USV hatten sich neben dem überwiegend aus Weißenfels angereisten Fanblock zum Spiel gegen Kandada gesellt.